Die Herzöge von Plön

Organisatoren
Abteilung für Regionalgeschichte mit Schwerpunkt Schleswig-Holstein in Mittelalter und Früher Neuzeit, Historisches Seminar, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel; Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte; Prinzenhaus zu Plön; Museum des Kreises Plön; Arbeitsgemeinschaft für Heimatkunde im Kreis Plön
Ort
Plön
Land
Deutschland
Vom - Bis
06.05.2016 - 07.05.2016
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Von
Arne C. Suttkus, Historisches Seminar, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel

Zu der Tagung „Die Herzöge von Plön“ am 6. und 7. Mai 2016 luden die Abteilung für Regionalgeschichte mit Schwerpunkt Schleswig-Holstein in Mittelalter und Früher Neuzeit am Historischen Seminar der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU Kiel), die Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte, das Prinzenhaus zu Plön, das Museum des Kreises Plön sowie die Arbeitsgemeinschaft für Heimatkunde im Kreis Plön. Das Programm widmete sich in den Räumlichkeiten des Prinzenhauses zu Plön und des Museums des Kreises Plön den in der Geschichtswissenschaft eher vernachlässigten Dynasten der Seitenlinie des Oldenburger Herrscherhauses im Norden Europas, die als Herzöge von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Plön im Plöner Schloss residierten.

Zum Auftakt der Tagung am 6. Mai wurden die Teilnehmer durch das Prinzenhaus geführt, bevor SILKE HUNZINGER (Plön) offiziell in die Veranstaltung einführte.

OLIVER AUGE (Kiel) stellte schon zu Beginn seines Vortrages einen Paradigmenwechsel innerhalb der Geschichtswissenschaft fest. Ein Forschungsinteresse im Kontext der kleinen oder mindermächtigen Fürsten im Heiligen Römischen Reich sei nun nicht länger abwegig, sondern von zentraler Bedeutung, gerade im Bezugsrahmen der Regionalgeschichtsforschung. So verortete er die Herzöge des Hauses Sonderburg-Plön in der schleswig-holsteinischen und der dänischen Geschichte unter Berücksichtigung ihrer Sonderstellung als mindermächtige, abgeteilte Herren, deren Handlungsspielräume sich als weiter gefasst erwiesen, als es ihre Position im Oldenburger Dynastiengefüge hätte vermuten lassen. Auch gab er einen Überblick über die Entwicklung ihrer Erforschung, begonnen bereits unter der Herrschaft des letzten Herzogs Friedrich Carl im 18. Jahrhundert.

Im zweiten Vortrag widmete sich MELANIE GREINERT (Kiel), Doktorandin an der Abteilung für Regionalgeschichte in Kiel, der ersten Herzogin von Plön, Dorothea Augusta von Schleswig-Holstein-Gottorf, und ihrem Lebensweg sowie ihrer Bedeutung für die junge Dynastie. Als Gottorferin heiratete Dorothea Augusta 1633 Herzog Joachim Ernst von Schleswig-Holstein-Sonderburg. Eine herausragende Rolle habe sie als Herzoginwitwe im Oldenburger Erbfolgestreit gespielt, in den sie sich zum Vorteil der Sonderburg-Plöner Dynastie einbrachte. Auch unterstützte sie ihren Sohn Hans Adolf in der Funktion einer stellvertretenden Regentin in dessen Abwesenheit.

Der aus dem Plöner Haus stammenden Herzogin Dorothea Sophie von Mecklenburg-Strelitz und ihrer Rolle als heimliche Regentin ihrer neuen Heimat widmete sich FRIEDERIKE SOPHIE DRINKUTH (Schwerin) in ihrem Vortrag, dessen Themen ausführlich in ihrer 2016 erschienen Monographie „Männlicher als ihr Gemahl“ behandelt werden. In dem jungen Herzogtum Mecklenburg-Strelitz bekam Dorothee Sophie 1720 von ihrem als schwachsinnig geltenden Ehemann Adolph Friedrich III. die Finanzverwaltung des jungen Herzogtums übertragen. Sie war es, die durch ein an die Plöner Heimat angelehntes Bauprogramm die herzogliche Residenz initiierte. Dorothea Sophie habe in einer Traditionslinie starker Herzogsgattinnen eine außergewöhnliche Regierungsleistung für Mecklenburg-Strelitz vollführt, was jedoch von nachfolgenden Herzogsgenerationen verschwiegen worden sei, um nicht gleichzeitig die Schwäche des eigenen Blutsverwandten zu gestehen.

CARSTEN PORSKROG RASMUSSEN (Sønderborg/Sonderburg) hielt einen öffentlichen Abendvortrag mit Bildern. Dabei nahm er die Stellung und den Status der Herzöge von Plön im Vergleich zu den anderen Linien des Hauses Sonderburg in den Blick. Das Herzogtum Sonderburg-Plön konnte im Laufe der Zeit einige kleinere Gebietsgewinne erzielen, zumal unter Herzog Hans Adolf im Tausch für die Oldenburger Erbschaft. Der zweite Teil der Ausführungen war der militärischen Karriere Hans Adolfs sowie der Erbfolge im Herzogtum Plön gewidmet, das schließlich eine Vereinigung mit dem Herzogtum Norburg erlebte, um 1761 nach dem Tod Friedrich Carls gemäß Vertrag von Dänemark eingezogen wurde. Ein besonderer Statusträger des kleinen Herzogtums sei die Kultur gewesen.

Am nächsten Morgen berichtete DETLEV KRAACK (Plön) von den Konkurrenzen und Allianzen zwischen den Oldenburger Linien im Ringen um das Erbe Graf Anton Günthers von Oldenburg. Erbrechtlich und dynastisch habe dem Plöner Herzog Joachim Ernst das Erbe zugestanden. Es habe sich jedoch der Primat der politischen und militärischen Entwicklungen zwischen Dänemark und Gottorf gezeigt, welche die Plöner Erben jedoch geschickt zu nutzen gewusst hätten. So wurde das Erbe an Dänemark abgetreten, nicht ohne vertragliche Vorteile zu erhalten. Abschließend wurde auf die Frage nach dem Selbstverständnis und den Handlungsspielräumen der abgeteilten Herren hingewiesen.

LISA KRAGH (Kiel) widmete ihren Vortrag den Plönischen Verordnungen Herzog Friedrich Carls im Kontext der Aufklärung. Als Hauptquelle diente ihr dabei eine Kompilation der Verordnungen Friedrich Carls, herausgegeben vom hochfürstlichen Kammer- und Revisions-Sekretär Christian Friedrich Brünner. Die zentrale Frage lautete, ob und wie die Verordnungen den Geist der Frühaufklärung widerspiegeln, da ältere Aussagen dies, besonders in Bezug auf die Plönischen Schulordnungen, nahelegten. Friedrich Carl sei, so das Ergebnis, in allen Bereichen seiner Herrschaftsausübung um Reformen von teilweise eindeutig innovativer und moderner Art bemüht gewesen sei. Doch als aufklärerisch im Sinne einer emanzipatorischen Bewegung könnten diese Reformen nicht gelten.

Im siebten Vortrag der Tagung gab HEIDE BEESE (Plön) einen Einblick in das Maitressenwesen des letzten Plöner Herzogs, Friedrich Carl, dem Plöner Geschichtsschreiber viel Aufmerksamkeit widmeten, allerdings meist mit der fantasievollen Vorstellung von einem leichtlebigen und lebenslustigen Rokokofürsten. Der Vortrag widmete sich stattdessen der kritischen Auseinandersetzung mit Zeitzeugnissen. Friedrich Carl habe demnach für zeitgenössische Fürsten nicht unübliche außereheliche Verhältnisse zu Frauen gepflegt. Die erbrechtliche Stellung und Absicherung auch seiner nichtehelichen Kinder müsse jedoch gerade im Zusammenhang des 18. Jahrhunderts einer sehr fortschrittlichen Sichtweise geschuldet gewesen sein, was nicht einem leichtlebigen Verhalten entsprechen könne.

Den Abschluss machte SILKE HUNZINGER (Plön) mit einem Vortrag zur herzoglichen Plöner Hofhaltung und zum Leben im Schloss Plön. Das heutige Schloss Plön wurde von 1633 bis 1636 nach dem Vorbild habsburgischer und mitteldeutscher Spätrenaissanceschlösser erbaut, ergänzt um Elemente des italienischen Frühbarock. Es diente nicht nur als Wohnsitz und staatlicher Repräsentationsbau, sondern auch als Regierungs- und Verwaltungszentrum des Herzogtums. Die Regelungen für die verschiedenen Lebensbereiche im Schloss können, so das Fazit des Vortrages, auch für eine demokratische Gesellschaft der Gegenwart die ursächlichen Zusammenhänge von Raum und Macht, Repräsentation und Privatsphäre, geäußert durch architektonische Chiffren, vermitteln.

Zur Diskussion der Vorträge durch die Tagungsreferenten und Gäste lud DIETER LOHMEIER nach einer ordnenden Zusammenfassung der Beiträge. Die Tagung diente einer Einordnung der mindermächtigen Schleswig-Holstein-Sonderburger Fürstenlinien im Kontext der dynastischen und regional verorteten Geschichte. Ihrer Rolle, vor allem im Herzogtum Sonderburg-Plön, konnten sich die Referenten in ihren Vorträgen bereits nähern, womit ein erster Schritt hin zu einer Erschließung ihrer Relevanz in größeren Zusammenhängen getan ist.

Konferenzübersicht:

Oliver Auge (Abteilung für Regionalgeschichte, CAU Kiel): Die Herzöge von Schleswig-Holstein-Sonderburg – Ihre Verortung in der schleswig-holsteinischen und dänischen Geschichte und der landeshistorischen Forschung

Melanie Greinert (Abteilung für Regionalgeschichte, CAU Kiel): Die erste Herzogin von Plön: Dorothea Augusta von Schleswig-Holstein-Gottorf (1602–1682)

Friederike Sophie Drinkuth (Referatsleiterin der Abteilung 4 – Staatshochbau, Liegenschaften, Schlösser und Gärten des Finanzministeriums Mecklenburg-Vorpommern, Schwerin): Herzogin Dorothea Sophie von Mecklenburg-Strelitz (1692–1765) – Wie eine Plöner Prinzessin als heimliche Regentin ihre neue Heimat prägte

Carsten Porskrog Rasmussen (Museum Sønderjylland auf Schloss Sønderborg/Sonderburg): Stellung und Status der Herzöge von Plön im Vergleich zu den anderen Linien des Hauses Sonderburg

Detlev Kraack (Gymnasium Schloss Plön): Das Ringen um das Erbe Graf Anton Günthers von Oldenburg († 1667) – Konkurrenzen und Allianzen zwischen den Oldenburger Linien

Lisa Kragh (Abteilung Regionalgeschichte, CAU Kiel): Die Plönischen Verordnungen Herzog Friedrich Carls im Kontext der Aufklärung

Heide Beese (Kreisarchiv Plön): Friedrich Carl und die Frauen – Zum Maitressenwesen des letzten Plöner Herzogs

Silke Hunzinger (Bau- und Kunstdenkmalpflege der Kreisverwaltung Plön): Leben im Schloss – Einblicke in die herzogliche Plöner Hofhaltung

Dieter Lohmeier: Zusammenfassung und Schlussdiskussion


Redaktion
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